Samstag, 20. September 2008

reconstructed cinema 2



"Ich arbeite mit Spielfilmszenen aus dem Volkskino. Für meine Arbeit sind deshalb die Bilder selbst sehr wichtig: Sie zeigen nicht nur bestimmte Orte, Schauspieler und Handlungen, sondern auch Träume, Hoffnungen und Tabus der Zeit und der Gesellschaft, die sie geschaffen haben."
"Hollywood-Filme sind Filme, die ausgrenzen, reduzieren, ablehnen: repressives Kino. Hinter dem, was dargestellt wird, versteckt sich immer etwas, das nicht gezeigt wird. Genau das macht es so interessant, sich damit zu beschäftigen." Martin Arnold

Ich habe die Arbeiten von Martin Arnold zufällig auf einem experimentellen Filmfestival in Bremen entdeckt. Sie waren mitunter der Grund dafür, dass ich mich ausführlicher mit der Philosophie und den Techniken des found footages auch in meiner eigenen künstlerischen Arbeit auseinandergesetzt habe. Bei den Filmen von Arnold steht für mich nicht der film- bzw. medienkritische Ansatz, der im oben stehenden Zitat zum Ausdruck kommt, sondern vielmehr der Prozess der Dekonstruktion und der daraus resultierenden sonderbaren audiovisuellen Konstrukte im Vordergrund. Das Arnold durch enorme Zeitstreckungen vorher "Unsichtbares" sichtbar macht ist gerade dann interessant, wenn das rekonstruierte Filmmaterial beginnt, eine Choreografie zu entwickeln, die dem zeitgenössischen Tanz ähnelt. Diese Ähnlichkeit ist ein Nebenprodukt, das durch den Schnitt entsteht und das etwas darüber verrät, wie durch Repetition aus nebensächlichen und alltäglichen Bewegungen eine künstlersiche Form bzw. Erzählung generiert werden kann.
Durch die Wiederholung des Rückwärts-vorwärts-Spielens kleinster Filmeinheiten entsteht sowohl auf bildlicher, als auch auf akustischer Ebene ein neues Zeit Raum-Kontinium, das uns einen poetischen Raum zuvor unhör- und unsichtbarer Klänge und Bilder öffnet. Die Fremdartigkeit des zu Sehenden und Hörenden fasziniert dabei spontan, noch bevor sie etwas anderes hinterfragt.


Interview mit Martin Arnold

Piece touchee

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite